Wandern in Südtirol 2020

Reise „Null“ nach dem Lockdown – der etwas andere Reisebericht

Von Gottfried März

Reiseberichte oder Reisetagebücher haben Sie bei uns schon oft zu lesen bekommen. Dies hier wird aber mal ein wenig anders klingen, denn unsere Wanderreise nach Südtirol im Juli 2020 fand unter ganz besonderen Voraussetzungen statt. Es war unsere erste „richtige“ mehrtägige Busreise, nachdem „Corona“ und die damit verbundenen Einschränkungen und Auflagen die gesamte Reisebranche in eine Agonie geschickt haben. Nur die Veranstaltungsbranche hat es noch schlimmer getroffen, denn die dürfen immer noch nicht arbeiten. Reisen ist wenigstens – wenn auch unter Auflagen und Einschränkungen – wieder erlaubt.

Um genau diese Auflagen und Einschränkungen soll es im Folgenden auch gehen. Ist Urlaub damit wirklich noch Urlaub? Kann man genießen oder ist der Spaß am Reisen dahin? Ich war wirklich selber gespannt und möchte sicherheitshalber gleich darauf hinweisen, dass dieser Bericht nicht vorrangig dazu dienen soll, zu schildern, WAS wir erlebt haben, sondern vor allem, WIE wir es erlebt haben

1. Bus fahren

Im Bus gilt die Maskenpflicht während der ganzen Fahrt. Der Bus muss alle 2 Stunden eine Pause machen und durchgelüftet werden. Außerdem läuft die Klimaanlage durch. Die Masken waren dem ein oder anderen schon etwas lästig aber alle hielten sich an die Vorgaben. Disziplin ist schließlich eine mächtige deutsche Tugend. Keiner empfand die Einschränkung als so gravierend, dass er demnächst aufs Busfahren verzichten möchte. Kurzum: man kann gut damit leben und reisen.

2. Das Hotel

Im Hotel „Grüner Baum“ in Brixen wurden wir sehr freudig empfangen – schließlich gehörten wir zu den ersten Gästen, die nach dem quälend langen italienischen „Lockdown“ wieder untergebracht werden durften. Überall wird auf Hygiene-und Abstandsregeln hingewiesen. Spender mit Desinfektionsmittel sind allgegenwärtig und auf den Gängen, an der Rezeption und auf dem Weg vom Tisch zum Büffet müssen Masken getragen werden.

Die Tische dürfen mit maximal 3 Personen besetzt sein. Sobald dies verinnerlicht war, stellten diese Regeln auch schon keine großen Barrieren mehr dar. Lustig war es zu beobachten, wie Gäste immer wieder vom Tisch aufstanden, sich auf den Weg zum Büffet machten und nach ein paar Metern umkehrten, um sich ihre Maske zu holen. Gewöhnung dauert eben etwas.

3. Südtirol

Südtirol galt als eine der ersten Regionen in Italien als quasi coronafrei, durfte aber bis zum 3. Juli nicht öffnen. Dementsprechend groß war auch die Verzweiflung in der Bevölkerung, für die der Tourismus der wichtigste Wirtschaftszweig ist. Unser Wanderführer Andreas Piok, eine Seele von Mensch, dankte deshalb sowohl Reisekreativ als auch den Gästen überschwänglich und sehr emotional, dass wir gekommen waren – und das sogar mehrfach. Wir waren ehrlich gerührt.

Auch auf den Almen, in den Lokalen und Hütten spürten wir große Herzlichkeit und Freude. Man kann die Existenzängste der Menschen dort wohl nur erahnen.

4. Die Wanderungen

Erst mal vorab: die ganzen Vorhersagen vom „durchwachsenen“ Wetter entpuppten sich allesamt als falsch, denn wir erlebten auf den Wanderungen nicht einen Tropfen Regen. Im Gegenteil! An das Maske auf/Maske ab in Seilbahnen, auf Toiletten und in den Hütten hatten wir uns schnell gewöhnt und draußen in der Natur vergisst man das sowieso gleich wieder. Andreas führte uns zu den schönsten Zielen der Region und überbrückte manche Bus-Anfahrt mit so lebendigen Geschichten aus dem Südtirol der Gegenwart und Vergangenheit, dass die Maske im Gesicht schlichtweg vergessen wurde.

In entspannter Atmosphäre erlebten wir genussvolles Wandern auf dem Cisles-Höhenweg bei den Geislerspitzen, auf der Seiseralm, dem Rittner Horn bei Bozen oder dem "Perlenweg" am Rosengarten, um nur die wichtigsten Eckpunkte der Reise zu nennen. Immer eingeplant war auch genügend Zeit auf den urigen Hütten und Reisekreativ ließ es sich nicht nehmen, auch einmal eine deftige Jause zu spendieren. So kann man es doch aushalten!

Fazit
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Wenn es überhaupt eine Reise gibt, auf der die Corona-Einschränkungen kaum eine Rolle spielen, dann eine Wanderreise in eine wunderschöne Region wie Südtirol. Kein einziger Gast hat anklingen lassen, dass die Auflagen in irgendeiner Weise das Urlaubsgefühl beeinträchtigt hätten – im Gegenteil. Alle haben die Reise genossen! Es gibt sicher Reiseziele, bei denen die Einschränkungen als gravierender empfunden würden und wir lassen dies in die Gestaltung unseres Reiseprogrammes der nächsten Zeit einfließen. Corona hat uns die Freude am Reisen jedoch nicht genommen. Es wird nur eine Zeit lang etwas anders aussehen …